Attentat auf Bauer
Die Anfeindungen und die Verfolgung durch Nazis hörten für Fritz Bauer nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik 1949 nicht auf. Im Gegenteil, sie wurden mit der Zeit wieder schlimmer.
Zuerst während des Remer-Prozesses und dann vor allem seit dem Bekanntwerden des Auschwitz-Prozesses und den Veröffentlichungen über die Gräueltaten in dem Vernichtungslager. Erstmals wurde durch den Prozess die beabsichtige Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas von den Zeug*innen mit dieser Nähe zur Tat geschildert. Niemand kann seitdem Auschwitz mehr leugnen.
Anfeindungen – bis heute
Ewiggestrige Kommentare und Publikationen zu Fritz Bauers Kampf gegen die Straflosigkeit des mit dem Namen Auschwitz für immer verbundenen Verbrechens haben bis heute den antisemitischen, die NS-Täter verharmlosenden Tenor der 1950er und 60er Jahre. Nachlesbar unter anderem der Webseite der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 30. September 2015. In einem von Oliver Kaever verfassten Beitrag steht da der Satz:
Der ehemalige Berliner Generalstaatsanwalt Dr. Hansjürgen Karge, dessen Laufbahn in der hessischen Justiz begann, schrieb am 19. April 2014 in einem Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter dem Titel
„Wir können alle von Fritz Bauer lernen“
nur halb ironisch und
„Nazis“ und „Resozialisierung“
in Anführungszeichen setzend:
Die Unterstellung, Fritz Bauer habe mit zweierlei Maß gemessen, die Auschwitz-Täter hätten keiner Resozialisierung bedurft, sogar er selbst hätte dies behauptet, wird also bis heute fälschlich wiederholt. Auch am nach Bauer benannten Holocaust-Forschungsinstitut in Frankfurt am wird dieser Irrglaube als gängige Meinung publiziert. Der Rechtsanwalt und Holocaust Nachkomme Achim Doerfer trifft es mit seiner Ironie auf den Punkt: „Das größte Resozialisierungsprojekt der Geschichte – Wie die Deutschen sich mit den Deutschen versöhnten.“ Bereits unmittelbar nach Fritz Bauers plötzlichem Tod 1968 fand die Juristin Ilse Staff 1968 die passenden Worte:
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Doerfer, Achim, „Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“. Die Rache der Juden, das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 und das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2021.
Kaever, Oliver, „Der Held will keine Rache“, in: DIE ZEIT, 30. September 2015: URL: https://www.zeit.de/kultur/film/2015-09/staat-gegen-fritz-bauer-lars-kraume?page=4 (zuletzt abgerufen am 21. November 2022).
Karge, Hansjürgen, „Wir können alle von Fritz Bauer lernen“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. April 2014.
Gedenkrede von Ilse Staff, Juli 1968 (handschriftlich), Fritz Bauer Archiv des Fritz Bauer Forums, Bochum.
Staff, Ilse, „In memoriam Fritz Bauer“, in: Tribüne: Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, Jg. 7 (1968), Nr. 27, S. 2857-2859.
Testament von Fritz Bauer, 31.12.1967 (handschriftlich), Fritz Bauer Archiv des Fritz Bauer Forums, Bochum.