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Einzelne Verfahren
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Auschwitzprozess:
Robert Mulka

Auschwitz-Prozess

Der Frankfurter Auschwitz-Prozess, das Verfahren gegen Mulka und andere, steht am Anfang der demokratischen Entwicklung in der Bundesrepublik. Der rechtsgeschichtliche Weg führte über mehrere Vorläufer-Prozesse. Sie sind Hinweise, in welchen Zusammenhang der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess juristisch gehört: der Nürnberger Prozess (1945), der Höß-Prozess in Polen (1947), der Ulmer EinsatzgruppenWas bedeutet das?-Prozess (1958) und der Eichmann-Prozess in Jerusalem (1961), der ebenfalls durch Dr. Fritz Bauers tatkräftiges Handeln zustande kam.

Die juristische Auseinandersetzung bis zum Auschwitz-Prozess stand im Kontext der UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes (1948), die Fritz Bauer auch kommentiert hat. Letztlich aber kam der Auschwitz-Prozess auch durch Zufälle zustande.

©picture alliance

Vorbereitungen

 

Der Generalsekretär des Internationalen Auschwitz-Komitees, Hermann LangbeinWas bedeutet das?, drängte 1958 die Stuttgarter StaatsanwaltschaftWas bedeutet das?, einen Haftbefehl gegen den ehemaligen SSWas bedeutet das?-Oberscharführer Wilhelm BogerWas bedeutet das? zu beantragen. Boger, der bereits zuvor von einem Auschwitz-Überlebenden angezeigt worden war, war ein Folterknecht und gehörte zur sogenannten Politischen Abteilung des Konzentrationslagers (KZ) Auschwitz. Er war aus amerikanischer Internierungshaft geflohen. Die Häftlinge nannten Boger „Tod“ oder „Gorilla“.

Hermann Langbein nannte der StaatsanwaltschaftWas bedeutet das? Zeug*innen, sandte Beweisdokumente und am 8. Oktober 1958 wurde Boger verhaftet. Die ab dem 1. Dezember 1958 offiziell eingesetzte Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer GewaltverbrechenWas bedeutet das? übernahm die Ermittlungen und dehnte sie auf weitere 15 Angehörige der Lager-SSWas bedeutet das? von Auschwitz aus.

Auf Initiative von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer kam das Verfahren vor das Frankfurter SchwurgerichtWas bedeutet das?. Ein Korrespondent der Frankfurter Rundschau, Thomas Gnielka (1928-1965), hatte Fritz Bauer einen bisher unbekannten Aktenbestand aus Auschwitz übergeben. Der Journalist hatte die Unterlagen von einem ehemaligen Auschwitz-Häftling bekommen. Sie enthielten die Namen einer Fülle von Wachmännern, die Häftlinge angeblich „auf der Flucht erschossen“ hatten.

Fritz Bauer übersandte das Material an die Zentrale Stelle und an den BundesgerichtshofWas bedeutet das?, der die StaatsanwaltschaftWas bedeutet das? am Landgericht Frankfurt im April 1959 für die im KZ Auschwitz begangenen Straftaten für zuständig erklärte. Die Zahl der Beschuldigten war zu dem Zeitpunkt auf 94 gestiegen. Der Komplex Auschwitz, so das Ziel Fritz Bauers, sollte ohne Vorbehalt aufgeklärt werden.

Die Vorbereitung des Prozesses überträgt Fritz Bauer zwei jungen Sachbearbeitern: Staatsanwalt Georg Friedrich Vogel und GerichtsassessorWas bedeutet das? Joachim Kügler. Im Februar 1960 war die Liste der Beschuldigten auf 282 gestiegen. Die Ermittlungen, die auch hinter den Eisernen Vorhang nach Polen und in die DDR führten, blieben jedoch schwierig. Sie nahmen noch über dreieinhalb Jahre in Anspruch.

Bis zum Ende der Ermittlungen und dem Abschluss der gerichtlichen Voruntersuchung unter Leitung von Landgerichtsrat Heinz DüxWas bedeutet das? im Oktober 1962 wurden nahezu 1.500 Zeug*innen ausfindig gemacht. So viele wie in keinem anderen Verfahren zuvor.

Der Angeklagte Robert Mulka im Gespräch mit einem Prozessbeobachter ©picture alliance
Robert Mulka Bild von Fritz Bauer
Zu den Träumen, als wir den Prozess konzipiert haben, gehörte eigentlich die Vorstellung, dass früher oder später einer von den Angeklagten auftreten würde und sagen würde: Herr Zeuge, Frau Zeuge, was damals geschehen ist, war furchtbar, es tut mir leid. (…) Die Welt würde aufatmen und die gesamte Welt und die Hinterbliebenen derer, die in Auschwitz gefallen sind, und die Luft würde gereinigt werden, wenn endlich einmal ein menschliches Wort fiele. Es ist nicht gefallen und es wird auch nicht fallen.
Fritz Bauer

Anklage wegen Mordes

Im April 1963 lag die 700seitige AnklageschriftWas bedeutet das? im Auschwitz-Prozess vor. In allen 24 Fällen lief die Anklage auf Mittäterschaft beim MordWas bedeutet das? hinaus. Der EröffnungsbeschlussWas bedeutet das? des Gerichts vom 7. Oktober 1963 erging jedoch nur in elf Fällen wegen Mordes und in vierzehn Fällen wegen Beihilfe zum MordWas bedeutet das? (gegen zwei Angeklagte erging der Beschluss wegen Mordes und zugleich Beihilfe zum Mord). Die wegen Beihilfe Angeklagten wurden beschuldigt, „als Gehilfen bei der Begehung von Verbrechen durch Rat oder Tat wissentlich Hilfe geleistet zu haben“.

Angeklagte im Auschwitz-Prozess ©picture alliance
Robert Mulka Bild von Fritz Bauer
Die Gerichte machten den Versuch, das totale Geschehen, zum Beispiel den Massenmord an Millionen in den Vernichtungslagern, in Episoden aufzulösen. (...) Dergleichen vergewaltigt aber das Geschehen, das nicht eine Summe von Einzelereignissen war.
Fritz Bauer

Auf der Anklagebank im Auschwitz-Prozess saßen schließlich 22 von ursprünglich 24 Angeklagten. Als ranghöchste SSWas bedeutet das?-Männer waren dies die beiden Adjutanten des Lagerkommandanten, Robert MulkaWas bedeutet das? und Karl Höcker, daneben fünf Mitglieder der Lager-GestapoWas bedeutet das?, vier Aufseher, drei Sanitäter und drei KZ-Ärzte, der Lager-Apotheker, der Kleiderkammerverwalter und als einziger FunktionshäftlingWas bedeutet das? Emil Bednarek.

Sie wurden beschuldigt, in den Jahren 1940 bis 1945 im KZ Auschwitz „durch mehrere selbständige Handlungen, teils allein, teils gemeinschaftlich mit anderen, aus Mordlust und sonst aus niederen Beweggründen, heimtückisch und grausam sowie teilweise mit gemeingefährlichen Mitteln (…) Menschen getötet zu haben.“ Die Auswahl der Angeschuldigten spiegelte die Hierarchie im Lager Auschwitz wieder. (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, AnklageschriftWas bedeutet das? gegen Baer und Andere, Bestand 461, Nr. 37638/80).

Lagerpläne und Landkarten von Auschwitz ©picture alliance
Wenn ich den Anspruch erhebe, ein Mensch zu sein, muss mich dieser Prozess interessieren. Und wenn ich ein Deutscher bin, ganz besonders.
Tagebuch von Renée Arons, 20. März 1964

Am 20. Dezember 1963 eröffnete der Vorsitzende Richter Hans HofmeyerWas bedeutet das?, von dem heute bekannt ist, dass er ebenfalls in die nationalsozialistische Vernichtungspolitik verstrickt war, die Verhandlung.

Über Jahre bestimmte der Auschwitz-Prozess den beruflichen und privaten Alltag der beteiligten Staatsanwälte, Nebenkläger und Nebenklagevertreter, Richter, Beisitzer*innen, Geschworenen, Verteidiger, Presseberichterstatter*innen und auch der Polizeibeamt*innen, die die Angeklagten während der Verhandlung beaufsichtigten. Einige der Beteiligten wechselten nach dem Prozess den Beruf.
Vor und während des Auschwitz-Prozesses trafen bei der Staatsanwaltschaft und im Büro Fritz Bauers ungezählte Drohbriefe ein. Seit einer Morddrohung im Frühjahr 1964 mussten die Räume des Bürgerhauses Gallus, wohin das Gericht im April aus dem Frankfurter Rathaus umgezogen war, vor jedem Prozesstag nach Sprengkörpern durchsucht werden.

links: Der Ostberliner Anwalt und Nebenkläger im Auschwitz-Prozess, Dr. Friedrich Karl Kaul (1906-1981). ©picture alliance; rechts: Oberstaatsanwalt Dr. Hanns Großmann im Gerichtssaal „Haus Gallus“. ©picture alliance
Der Auschwitzprozess ©AP Archive

Ewa 20.000 Besucher*innen, darunter zahlreiche Schulklassen, sollen den Auschwitz-Prozess verfolgt haben.

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In der Presse im In- und Ausland fand der Auschwitz-Prozess vor allem am Anfang und am Ende Widerhall, einzelne Zeitungen berichten regelmäßig. Kurz nach dem Beginn wurde auf Initiative Fritz Bauers eine Ausstellung über das KonzentrationslagerWas bedeutet das? Auschwitz in der Frankfurter Paulskirche eröffnet. Der Dramaturg Peter WeissWas bedeutet das? (1916-1982) verfasste während des laufenden Verfahrens ein Bühnenstück über den Auschwitz-Prozess, Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen, das 1965 uraufgeführt wurde.

Der Schriftsteller Peter Weiss © picture alliance

Rechtsanwalt Henry Ormond (NebenklagevertreterWas bedeutet das?) legte dem Gericht den Antrag auf Besichtigung des Tatorts vor. In einer Zeit politisch harter Fronten zwischen der Bundesrepublik und Polen, das wegen der bundesdeutschen Haltung zur polnischen Westgrenze die eigene nationale Existenz bedroht sah. Der Kalte Krieg prägte das Verhältnis. Dennoch gelang es Ormond in Abstimmung mit seinem Kollegen Jan SehnWas bedeutet das?, Direktor des Kriminologischen Instituts der Universität Krakau, den Termin durchzusetzen. Sie erhielten die Vollmacht des polnischen Justizministeriums und die DDR garantierte eine ungehinderte Durchreise, um den Eindruck eines Alleingangs seitens der polnischen Regierung zu vermeiden.

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Die Bundesregierung konnte ohne Ansehensverlust die Tatortbesichtigung kaum ablehnen. Unter Leitung von Amtsgerichtsrat Walter Hotz, Mitglied des Frankfurter Schwurgerichts, fuhren 24 Prozessbeteiligte am 12. Dezember 1964 für sechs Tage nach Polen: 11 VerteidigerWas bedeutet das?, drei StaatsanwälteWas bedeutet das?, drei Vertreter der Nebenklage, ein Protokollführer, zwei Justizwachtmeister, ein Gerichtsfotograf und eine Dolmetscherin sowie als einziger Angeklagter der frühere SSWas bedeutet das?-Arzt Dr. Franz Bernhard Lucas.

Kaum jemand konnte sich der Wirkung des Ortes entziehen, wo die Spuren der Vernichtung damals sichtbarer waren als heute. Die Aussagen der Angeklagten konnten dort größtenteils widerlegt werden, während sich die der Überlebenden bestätigten. Damit verfügte das Gericht über eine gefestigtere Beweislage. Die Ortsbesichtigung war aber auch für die das deutsch-polnische Verhältnis einschneidend: ein erster Schritt in Richtung politischer Entspannung.

211 Überlebende sagen aus

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Die 211 Überlebenden von Auschwitz, die als Zeug*innen nach Frankfurt kamen, erlebten einen regelrechten Schock, wenn sie den Tätern auf dem Flur oder der Treppe im Bürgerhaus Gallus begegneten. Zahlreiche der Angeklagten waren bei Beginn des Auschwitz-Prozess noch auf freiem Fuß. Sie wurden zumeist erst im Laufe der Verhandlung verhaftet. Würde die Verantwortung auf einige wenige Naziführer (Verlinkung auf NS-Täter) abgeschoben werden?

Mit gemischten Gefühlen betraten die Überlebenden von Auschwitz den Gerichtssaal. In ihrer Erinnerung war das Geschrei Hitlers allzu lebendig. Im Januar 1939 hatte „Der Führer” über Radio angedroht, im Falle des Ausbruchs eines neuen Krieges würden die Juden und Jüdinnen Europas vernichtet – gerade so, wie er es damals schon geplant haben mochte. Die Drohungen und falschen Behauptungen Hitlers befeuerten die brutale Verfolgung der jüdischen Bevölkerung von 1933 bis 1945, die im VernichtungslagerWas bedeutet das? Auschwitz kulminierte.

Der Auschwitz-Prozess wurde zum damals längsten Schwurgerichtsverfahren in der deutschen Justizgeschichte. Es war eine Hilfeleistung für die Richter, dass der größte Teil der Vernehmungen auf Initiative von Fritz Bauer auf Tonband aufgenommen wurde. Eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes erlaubte den TonbandmitschnittWas bedeutet das? „zur Stützung des Gedächtnisses des Gerichts“, sofern die zu Befragenden zustimmten. Die rund 430 Stunden Tonbandmitschnitt des Auschwitz-Prozesses wurden 2017 zum UNESCO-WeltdokumentenerbeWas bedeutet das? erklärt. Obgleich die Absicht bestand, den Mitschnitt zu löschen, blieb er auf Initiative Fritz Bauers und der Organisationen ehemaliger Häftlinge erhalten.

Detaillierter als je zuvor wurde die systematische Vernichtungspolitik im Auschwitz-Prozess anhand historischer Gutachten dargelegt. Die von Bauer zur Klärung des Geschehens beauftragten GerichtsgutachtenWas bedeutet das? gelten als Meilensteine der Forschung über das KZ-System. In gewisser Weise war es ein Paradox, dass die Justizbehörden, die bei der Verfolgung der NS-Verbrechen ansonsten eine wenig rühmliche Rolle spielten, in den 1950er und 60er Jahren bei der Vorbereitung der Prozesse umfangreiches historisches Quellenmaterial zusammentrugen. In diesem Punkt ging Fritz Bauers Prozesskonzeption auf.

Die Überlebenden trugen indes die Hauptlast im Prozess. In einer Atmosphäre von Gleichgültigkeit und Ablehnung gegenüber ihrem Schicksal wurden sie mit einer Mauer des Schweigens seitens der Angeklagten konfrontiert. Erstmals bezeugten sie vor einem deutschen Gericht die Wahrheit über Auschwitz. So wenig eine angemessene Bestrafung möglich war, so sehr trugen die Überlebenden im Auschwitz-Prozess zum Nachweis der individuellen SchuldWas bedeutet das? der Angeklagten bei. Erstmals schilderten sie in der Öffentlichkeit des Gerichtssaals die an ihnen verübten Grausamkeiten. Erstmals wurde die Unzahl der 1,2 Millionen ermordeten Menschen der Anonymität entrissen und Einzelschicksale traten hervor.

Die Überlebenden bezeugten, dass es selbst unter den extremen Bedingungen im Lager, wo Solidarität und gegenseitige Hilfe ein Todesurteil bedeuten konnten, Widerstand gab. Die Verantwortung der Mehrheit der deutschen Gesellschaft, die keinen Widerstand geleistet hatte, wurde durch den Auschwitz-Prozess in ein grelles Licht getaucht.

Zeuge: Rudolf Vrba

1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
117. Verhandlungstag, 30.11.1964
Vernehmung des Zeugen Rudolf Vrba zum Fall Mulka 

Rudolf Vrba, *11. September 1924; † 27. März 2006 in Kanada. Zur Zeit der Verhandlung 40 Jahre alt, aus der Tschechoslowakei, Biochemiker. Jüdischer Auschwitz-Häftling vom 30. Juni 1942 bis zu seiner Flucht am 07. April 1944. Einsatz im “Kanada”-Kommando, danach Schreiber im Quarantänelager Birkenau. Lebte 1964 in England, später Arbeit an der University of British Columbia in Vancouver als Professor für Pharmakologie.

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Rudolf Vrba über seinen Arbeitseinsatz in Auschwitz 

Vorsitzender Richter:  Aha. Also Sie waren 14 Tage in Majdanek, und dann sind Sie am 30.6. in Auschwitz angekommen.

Zeuge Rudolf Vrba:  Jawohl.

Vorsitzender Richter:  Am 30.6.42.

Zeuge Rudolf Vrba:  42.

Vorsitzender Richter:  Ja. Nun, Herr Vrba, Sie sind dann in welche Lager gekommen beziehungsweise in welche Blocks?

Zeuge Rudolf Vrba:  Im Lager Auschwitz, das heißt in dem Zentrallager, war ich bis 15. Januar 1943. Aber hier bin ich mir des Datums nicht ganz sicher. Es müßte im Jänner 43 [+ gewesen] sein. Ich war auf verschiedenen Blocks. Denn von Anfang an wurde ich von einem ins andere sogenannte Arbeitskommando verschoben, bis ich dann schließlich in das sogenannte Aufräumungskommando eingegliedert wurde

Vorsitzender Richter [unterbricht]:  Ja, das sagten Sie schon. Ja, und

Zeuge Rudolf Vrba [unterbricht]: Und daran erinnere ich mich, die Nummer des Blockes war 4.

Vorsitzender Richter:  Also Sie sind insgesamt gewesen in allen Lagern in Auschwitz vom 30.6. bis zum 7.4.44, bis zu Ihrer Flucht.

Zeuge Rudolf Vrba:  Jawohl.

Vorsitzender Richter:  Davon waren Sie sechs Wochen etwa bei dem SS-Wirtschaftslager, dann vier Wochen in Buna, vier bis sechs Wochen. Im September kamen Sie zu dem Aufräumungskommando und blieben dort zunächst bis zum Januar 43 in Auschwitz, und vom Januar bis Juni waren Sie in Birkenau?

Zeuge Rudolf Vrba:  Vom Januar bis Juni war ich im Aufräumungskommando in Birkenau.

Vorsitzender Richter: Kamen dann im Juni 43 als Blockschreiber zum Lager BIIa, Block 14.

Zeuge Rudolf Vrba: Jawohl.

Vorsitzender Richter: Ja. Und nun haben wir also Ihre Tätigkeit zunächst in der Wirtschaftsabteilung, dann in Buna. Und dieses Aufräumungskommando, das wird für uns vielleicht eines der aufschlußreichsten sein, denn da sind Sie ja ziemlich herumgekommen.

Zeuge Rudolf Vrba: Jawohl.

Vorsitzender Richter: Wo waren Sie denn untergebracht in dieser Zeit?

Zeuge Rudolf Vrba: In der Zeit, da ich im Aufräumungskommando arbeitete, war ich untergebracht im Block 4 im Auschwitz-Zentrallager.

Vorsitzender Richter: Im Stammlager, Block 4.

Zeuge Rudolf Vrba: Im Stammlager, Block 4, im Keller.

Vorsitzender Richter: Im Keller. Wer war damals Ihr Blockältester?

Zeuge Rudolf Vrba: Der Blockälteste war ein polnischer Häftling, der hatte geheißen Polsakiewicz. Polsakiewicz.

Vorsitzender Richter: Polsakiewicz. Und wissen Sie noch, wie Ihr Blockführer hieß?

Zeuge Rudolf Vrba: Nein, auf den Namen des Blockführers kann ich mich nicht erinnern. Ich erinnere mich nur an den Namen des Blockschreibers. Das war Ernst Burger.

Vorsitzender Richter: Burger. [Pause] Wissen Sie, was aus dem Burger geworden ist?

Zeuge Rudolf Vrba: Der Burger – solange ich im Laqer war, hat er noch gelebt. Nach dem Kriege habe ich erfahren, daß er wegen Fluchtverdachts von der SS gehängt wurde.

Vorsitzender Richter: Ja. Nun, Herr Vrba, worin bestand Ihre Tätigkeit bei dem Aufräumungskommando?

Zeuge Rudolf Vrba: Ja, das Aufräumungskommando war ein ziemlich komplizierter Apparat, und ich würde vielleicht drei, vier Minuten brauchen, das zu beschreiben.

Vorsitzender Richter: Ja nun, so in großen Zügen vielleicht einmal, ja?

Zeuge Rudolf Vrba: Ja. Grundsätzlich hatte das Aufräumungskommando in zwei Schichten gearbeitet. Es war eine Tagesschicht und eine Nachtschicht.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Rudolf Vrba: Die Nachtschicht war in direktem Kontakt mit sogenannten Zugängen, das bedeutet, beim Ausladen der Transporte, die konstant nach Auschwitz rollten. Und die Tagesschicht hatte sich befaßt mit den Effekten der — victims, — obetí.

Dolmetscher Benesch: Der Opfer.

Zeuge Rudolf Vrba: Der Opfer.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Rudolf Vrba: Im Grunde genommen bestand unsere Arbeit [+ darin]: In der Nacht, wenn der Transport angemeldet wurde nach Auschwitz, kam ein Blockführer, ein SS-Mann, in den Block und hat uns geweckt. Darauf sind wir sofort aufgestanden und wurden zur sogenannten Rampe abtransportiert. Die Rampe, das war ein Holzgebäude, ein Holzgerüst von ungefähr 500 Meter Länge – könnte aber auch länger [+ gewesen] sein –, das sich zwischen Auschwitz und Birkenau befand.

Vorsitzender Richter: Aha. Das war also die sogenannte alte Rampe.

Zeuge Rudolf Vrba: Jawohl.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Rudolf Vrba: Wir sind mit einer Gruppe von SS-Männern immer herausmarschiert. Und da waren gewöhnlich schon auf der Stelle ungefähr 100 SS-Männer ohne Rang. Die haben um die Rampe eine Postenkette gezogen. Als die Postenkette gezogen wurde, sind wir in die Postenkette hereinmarschiert, denn diese Rampe war ja außerhalb des Lagergebietes, außerhalb von Auschwitz und außerhalb von Birkenau.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Rudolf Vrba: Wir sind in die Postenkette hereinmarschiert und warteten auf den Zug. Der Zug wurde hereingeschoben in diese Kette, ungefähr nachdem die Postenkette kontrolliert wurde und alles klappte. Danach kam eine Kommission von SS-Offizieren und eine Gruppe von SS-Unteroffizieren, das waren meistens Rottenführer, Scharführer und Unterscharführer und solche. Und eine Gruppe von Offizieren, also die haben da Gold auf den Achseln gehabt. Wir standen auf dem unteren Ende der Rampe, und die sogenannten Offiziere standen am oberen Ende der Rampe.

Die SS-Unterscharführer, die haben sich dann zum Zug begeben und haben die Waggone geöffnet und haben den Insassen der Waggone, die m eistens aus Frauen, Kindern, Männern und allen möglichen, also aus Familien bestanden, angeordnet, die Waggone zu verlassen. Die Zahl [+ der Leute] wechselte. Die kleineren Transporte hatten vielleicht 700 bis 800 Leute, die größeren Transporte konnten bis zu 3.000 Leute enthalten. Die Leute wurden aus den Waggonen herausgetrieben, manchmal mit guten, manchmal mit schlechten Worten, von der SS. Und wir standen in einer Ecke der Postenkette. Und unter Todesstrafe wurde uns verboten, sich mit jemandem von den Zugängen zu unterhalten.

Zeuge: Wilhelm Prokop

Zeuge Wilhelm Prokop
56. Verhandlungstag 18.06.1964
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
56. Verhandlungstag, 18.6.1964
Vernehmung des Zeugen Wilhelm Prokop zum Fall Capesius

Wilhelm Prokop, *1897, † 1969. Zur Zeit der Verhandlung 67 Jahre alt, Drogist, aus Polen. Politischer Auschwitz-Häftling von 1943 bis 1944. Einsatz im Kommando “SS-Apotheke”.

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Wilhelm Prokop über seinen Einsatz im Kommando “SS-Apotheke” 

Vorsitzender Richter: Haben Sie bei dieser Gelegenheit auch den Apotheker Doktor Capesius kennengelernt?

Zeuge Wilhelm Prokop:  Tak jest.

Dolmetscherin Kapkajew:  Jawohl.

Vorsitzender Richter: Und war Doktor Capesius in dieser Zeit der Leiter der Apotheke?

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak jest.

Dolmetscherin Kapkajew: Jawohl.

Vorsitzender Richter: Das war also in den Jahren?

Zeuge Wilhelm Prokop: W 44 roku.

Dolmetscherin Kapkajew: 44.

Vorsitzender Richter:  Kleinen Moment, Herr Prokop. [Pause] Das war 44. Und hatten Sie mit dem Doktor Capesius näher zu tun?

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak.

Dolmetscherin Kapkajew: Ja.

Vorsitzender Richter: Und was hatten Sie mit ihm zu tun? Und was haben Sie mit ihm erlebt?

Zeuge Wilhelm Prokop: Capesius, kiedy go po raz pierwszy widzialem, zrobil na mnie wrazenie czlowieka.

Dolmetscherin Kapkajew: Als ich Capesius zum ersten Mal sah, hat er auf mich den Eindruck eines Menschen gemacht.

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak, dla którego [wiezien jest] tylko numerkiem. Przeznaczonym.

Dolmetscherin Kapkajew: Und zwar in anderem Sinne. Ich habe in ihm einen Menschen gesehen, für den ein Häftling nichts anderes als eine Nummer war.

Zeuge Wilhelm Prokop: Die einzig und allein dazu bestimmt war, eines Tages ausgelöscht zu werden.

Vorsitzender Richter: Und woraus haben Sie sich dieses Urteil gebildet?

Zeuge Wilhelm Prokop: Jednego pieknego dnia potwierdzil mi to moje, oczywiscie, przypuszczenie osobiscie przez to, ze grozil mi smiercia.

Dolmetscherin Kapkajew: Eines Tages bestätigte er meinen ursprünglichen Eindruck über ihn dadurch, daß er mir mit dem Tod drohte.

Vorsitzender Richter: Ja. Und zwar in welcher Beziehung und bei welcher Gelegenheit?

Zeuge Wilhelm Prokop: No, jednego pieknego dnia bylo glosno pomiedzy nami w komando, ze szef, doktor Capesius udal sie na rampe do Brzezinek.

Dolmetscherin Kapkajew: Eines Tages wurde in unserem Kommando bekannt, daß der Chef, also Doktor Capesius, sich auf die Rampe nach Birkenau begab.

Zeuge Wilhelm Prokop: Po to rzekomo, zeby tam na miejscu zabezpieczyc przydzial medykamentów w

Dolmetscherin Kapkajew: Um dort angeblich die Zuteilung von Medikamenten sicherzustellen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Für die SS-Apotheke. — I rzeczywiscie, cos dwie godziny pózniej przyjechal doktor Capesius autem i przywiózl ze soba rózne walizki i kufry, torby, torebki i wydal polecenie, zeby to auto natychmiast wypakowac i czym predzej wyniesc na strych.

Dolmetscherin Kapkajew: Na strych?

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak.

Dolmetscherin Kapkajew: Und wirklich, zwei Stunden später kam Doktor Capesius zurück und brachte verschiedene Koffer, Taschen und Täschchen mit. Er befahl uns, den Wagen sofort auszuladen und alles auf den Speicher zu bringen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Ja, auf den Boden zu bringen. — Tam byla pracownia na tym strychu, sortownia, sortowanie oczywiscie

Dolmetscherin Kapkajew: Dort auf dem Boden befand sich so eine Werkstatt, so eine Sortierstube.

Zeuge Wilhelm Prokop: Która ja kierowalem.

Dolmetscherin Kapkajew: Und die wurde von mir geleitet.

Zeuge Wilhelm Prokop: I rzeczywiscie naturalnie w tej chwili, jak po wypakowaniu wynieslismy, biegiem »Marsz, marsz!« wszystkie te rzeczy na góre, na strych. I to tak szlo w góre i na dól, w góre i na dól, az zesmy wszystkie te walizki, nieprawdaz, tam wniesli.

Dolmetscherin Kapkajew: Tatsächlich im Laufschritt marsch, marsch! luden wir alles aus und brachten das schnell nach oben. Das ging alles in einem sehr schnellen Tempo: rauf, runter, rauf, runter.

Zeuge Wilhelm Prokop: Dostalismy polecenie, raczej ja, zeby ustawic te walizki osobno od innych walizek, które wlasciwie dostawalismy w przydziale z »Kanady«.

Dolmetscherin Kapkajew: Wir bekamen dann einen Befehl, also ich eigentlich bekam einen Befehl, diese Koffer abseits zu stellen, nicht mit den Koffern zusammen, die wir aus dem Kommando »Kanada« erhielten.

Zeuge Wilhelm Prokop: Ledwo wlasciwie bylem, bylismy z ta czynnoscia gotowi, to juz tez byl i Capesius u góry, azeby osobiscie dobrac sie do wypakowania tych kufrów.

Dolmetscherin Kapkajew: Sobald wir mit dieser Arbeit fertig waren, erschien Capesius oben, um beim Auspacken dieser Koffer dabeizusein.

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak jest. I dobral sie [najpierw] do jednej wielkiej skrzyni transportowej – Kofferkiste bym to nazwal po niemiecku.

Dolmetscherin Kapkajew: Er begann sich an eine große Kiste – ich würde das Kofferkiste nennen – heranzumachen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Otw orzyl.

Dolmetscherin Kapkajew: Er öffnete sie.

Zeuge Wilhelm Prokop: I ja widzialem, ze skrzynia ta byla pelna pieknie ulozonych medykamentów.

Dolmetscherin Kapkajew: Und ich habe gesehen, daß diese Kiste mit wunderbar ordnungsgemäß…

Vorsitzender Richter: Sortierten.

Dolmetscherin Kapkajew: Verteilten und sortierten Medikamenten gefüllt war.

[….]

Zeuge Wilhelm Prokop: Öffnete sie. Und zu meinem Erstaunen, — to widzialem wlasciwie, ze tam nie ma zadnych medykamentów, a sa pierwszorzedne ubrania. Nowiusi enkie ubrania.

Dolmetscherin Kapkajew: Und zu meinem Erstaunen sah ich, daß in diesen Koffern sich keine Medikamente befinden, sondern erstklassige neue Anzüge.

Zeuge Wilhelm Prokop: Capesius wyciagal marynarke, ogladal ze wszystkich stron z zadowolona mina, wyciagal kamizelki i spodnie. Wszystko pieknie ogladal, no i ukladal znowu szybko, raczej na boku i wtedy

Dolmetscherin Kapkajew: Capesius [nahm] dann die Jacke, schaute sie mit hochzufriedenem Gesicht an, dann wieder die Westen und die Hose. Und das alles legte er abseits mit zufriedenem Gesicht.

Zeuge Wilhelm Prokop: Zlozyl to znowu pieknie razem i wlozyl znowu z powrotem do walizki.

Dolmetscherin Kapkajew: Er legte das alles schön zusammen und tat das Ganze wieder zurück in den Koffer.

Zeuge Wilhelm Prokop: Druga walizka zawierala bielizne, buciki i takie wlasciwie, nieprawdaz, przybory, ale zadna równiez medykamentów nie zawierala.

Dolmetscherin Kapkajew: Der zweite Koffer enthielt Wäsche, Schuhwerk und andere Sachen. Aber es waren keine Medikamente darin.

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak jest. I nic wlasciwie, które by interesowalo faktycznie apteke SS.

Dolmetscherin Kapkajew: Und nichts, was tatsächlich die SS-Apotheke hätte interessieren können.

Zeuge Wilhelm Prokop: Ja musialem, naturalnie ja to widzialem, pracujac, ale kiedy, dlatego, dzialo sie to w odleglosci trzech metrów najwyzej ode mnie. Widzialem to oczywiscie, no, i bylem zdziwiony i moja mina byla oczywiscie troszeczke moze glupia, nie moge za to, ze tak bylo.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich habe das alles gesehen, weil ich doch in einer Entfernung von drei Metern etwa dort gearbeitet habe. Mein Miene, mein Gesicht dabei war erstaunt, und etwas dumm habe ich geguckt. Ich konnte ja nichts dafür, daß ich so geschaut habe.

Zeuge Wilhelm Prokop: To zauwazyl Capesius.

Dolmetscherin Kapkajew: Das hat Capesius bemerkt.

Zeuge Wilhelm Prokop: I zupelnie niespodziewanie zwraca sie do mnie slowami – ja cytuje to po niemiecku:

Dolmetscherin Kapkajew: Völlig unerwartet wandte er sich an mich und sprach mich mit folgenden Worten an. Ich werde das jetzt in deutsch zitieren.

Zeuge Wilhelm Prokop: »Prokop, Sie wissen, wozu Sie da sind. Eher oder später sind Sie ein Kandidat des Todes. In Ihrer Hand liegt es, wann dieser Augenblick eintritt. In Ihrem Interesse liegt es, diesen Zeitpunkt soweit wie möglich hinauszuziehen. Sollten Sie jedoch etwas gesehen oder bemerkt haben und darüber ein Wort irgend jemand gegenüber äußern, so kann dieser Augenblick eher eintreten, als es Ihnen recht ist oder als Sie vermuten.«— Tak, ja mu na to odpowiedzialem. Wiec, tak konczyl z tymi slowami.

Dolmetscherin Kapkajew: Und er endete damit:

Zeuge Wilhelm Prokop: »Ich hoffe, Sie haben mich richtig verstanden.«— No, ja go zrozumialem bardzo dobrze.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich habe ihn sehr gut verstanden.

Vorsitzender Richter: [Pause] Ja, Herr Doktor Capesius, das ist eigentlich gar keine Veranlassung zum Lachen. Was der Zeuge hier sagt, ist ja doch, wie er vorhin mit Recht gesagt hat, eine Todesdrohung gewesen, nicht. Nun, weiter.

Verteidiger Laternser: Oder eine Warnung zur Vorsicht, Herr Vorsitzender, wenn Sie diese Bemerkung machen. Das weiß man noch nicht, die Auslegung.

Vorsitzender Richter: Nun ja. […] Das wird sich ja dann noch finden. Sie haben eben gesagt, Herr Zeuge, sie haben ihn sehr gut verstanden. Und zwar war der letzte Satz: »Sollten Sie etwas darüber verlauten lassen«

Zeuge Wilhelm Prokop: »So kann das eher eintreten als Sie vermuten.«

Vorsitzender Richter: Ja. Und was haben Sie darunter verstanden, was da eher eintreten konnte?

Zeuge Wilhelm Prokop: Kugel in den Kopf, Gas oder auf eine andere Art und Weise.

[….]

Vorsitzender Richter: Sagen Sie bitte, haben Sie auch erlebt, daß Doktor Capesius irgendwelche Goldzahnarbeiten oder Goldzähne oder Brücken oder so irgend etwas verwaltet, in Besitz gehabt oder sortiert hat?

Zeuge Wilhelm Prokop: [Pause] To jest najwstretniejszy moment, który tutaj zmuszony jestem poruszyc.

Dolmetscherin Kapkajew: Das ist der widerlichste Augenblick, von dem ich gezwungen bin, jetzt zu berichten.

Zeuge Wilhelm Prokop: Jednego pieknego dnia przyszedl Capesius do góry na strych celem przeprowadzenia inspekcji na strychu.

Dolmetscherin Kapkajew: Eines schönen Tages kam Capesius oben auf den Boden, um eine Inspektion durchzuführen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Ja mialem obowiazek oprowadzic go po calym strychu.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich hatte die Aufgabe, ihn überall auf dem Boden herumzuführen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Pokazac mu wszystko, co do apteki nalezy.

Dolmetscherin Kapkajew: Und ihm alles, was zur Apotheke gehört, zu zeigen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Pokazywalem mu poza tym wszystkie bandaze, opatrunki, lignine.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich habe ihm also alles gezeigt: das Verbandszeug, die Watte.

Zeuge Wilhelm Prokop: Bo to przede wszystkim, oczywiscie.

Dolmetscherin Kapkajew: Weil das hauptsächlich dort war.

Zeuge Wilhelm Prokop: No, i potem te walizki z tymi medykamentami naturalnie, to sobie prosze wyobrazic, nie tylko medykamenty, to tez byly i smieci w tym, rozpoczete

Dolmetscherin Kapkajew: Und auch die Koffer mit den Medikamenten. Aber bitte denken Sie nicht, daß das alles Medikamente waren. Es war auch furchtbar viel Lumpenzeug dabei.

Zeuge Wilhelm Prokop: No, i wlasciwie kiedy go oprowadzilem po calym strychu, kiedy juz wracamy z powrotem.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich habe ihn also durch den ganzen Boden geführt. Und als wir zurückgingen

Zeuge Wilhelm Prokop: Zauwazyl Capesius po prawej stronie tego st rychu, no, kufry.

Dolmetscherin Kapkajew: Bemerkte Capesius auf der rechten Seite dieses Bodens Koffer

Zeuge Wilhelm Prokop: Przepelnione szczekami, zebami, protezami.

Dolmetscherin Kapkajew: Die mit Prothesen, Zähnen, Kiefern gefüllt waren.

Zeuge Wilhelm Prokop: Kiefern, einzelnen Zähnen, — to znaczy z korzeniami, — Kiefer, ja, doch. — Dobre.

Dolmetscherin Kapkajew: Einzelne Zähnen mit…

Vorsitzender Richter: Platten und

Dolmetscherin Kapkajew [unterbricht]: Mit Wurzeln.

Zeuge Wilhelm Prokop: Ja, mit Wurzeln zum Beispiel.

Dolmetscherin Kapkajew: Mit Wurzeln, die noch gefüllt waren.

Zeuge Wilhelm Prokop: Na tym wszystkim znajdowaly sie jeszcze oczywiscie i kosci kostne, nastepnie dziasla.

Dolmetscherin Kapkajew: Dabei waren noch Kieferstücke und Knochensplitter zu sehen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Dziasla. — Also dieses – wie nennt man das?

Dolmetscherin Kapkajew: Zahnfleisch.

Zeuge Wilhelm Prokop: To wszystko przeszlo i przechodzilo w rozklad, smierdzialo to okropnie.

Dolmetscherin Kapkajew: Und das alles war bereits im Verwesungszustand, und es stank fürchterlich.

Zeuge Wilhelm Prokop: Tak. Zawsze mijalem to jak najdalej.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich machte immer einen großen Bogen darum.

Zeuge Wilhelm Prokop: Tam bylo kufrów, walizek, plus minus, ja tego nigdy nie liczylem, ale najmniej 50, a nawet jeszcze i 80, 100.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich habe diese Koffer niemals gezählt. Aber es waren ja mindestens 50, 60 bis 100 solche Koffer.

Zeuge Wilhelm Prokop: Kufry yly otwarte.

Dolmetscherin Kapkajew: Die waren geöffnet.

Zeuge Wilhelm Prokop: Byl to makabryczny widok.

Dolmetscherin Kapkajew: Das war ein makabrer Anblick.

Zeuge Wilhelm Prokop: Zapytal sie mnie Capesius, co to jest.

Dolmetscherin Kapkajew: Capesius fragte mich: »Was ist das?«

Zeuge Wilhelm Prokop: Powiedzialem mu, ze to nie nalezy do nas. A nalezy raczej do Zahnrevier.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich habe geantwortet: »Das gehört eigentlich nicht zu uns, sondern zum Zahnrevier.«

Zeuge Wilhelm Prokop: Ale Capesius zrobil w prawo zwrot, podszedl do tych kufrów.

Dolmetscherin Kapkajew: Capesius kehrte dann nach rechts um, ging auf diese Koffer zu.

Zeuge Wilhelm Prokop: Poszedl, przysiadl przy jednym, przy jednej walizce i zaczal wlasnymi rekami grzebac w tych smierdzacych zebach.

Dolmetscherin Kapkajew: Er hockte sich daneben und fing mit den eigenen Händen an, in diesen stinkenden Zähnen herumzuwühlen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Wyciagnal jedna proteze.

Dolmetscherin Kapkajew: Er zog eine Prothese heraus.

Zeuge Wilhelm Prokop:

Trzymal ja przed swoimi oczami, szacujac wartosc tej protezy.

Dolmetscherin Kapkajew: Er hielt sie eine Weile vor seinen Augen und schätzte ab, wieviel sie wert sei.

Zeuge Wilhelm Prokop: A ja ucieklem.

Dolmetscherin Kapkajew: Und ich, ich bin davongelaufen.

Zeuge Wilhelm Prokop: Ja tego nie moglem wytrzymac.

Dolmetscherin Kapkajew: Ich konnte das nicht aushalten.

[….]

Vorsitzender Richter: Und was geschah mit diesen Koffern?

Zeuge Wilhelm Prokop: Ich beobachtete die Koffer, denen ich früher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, nachher tagtäglich. Und mußte feststellen, daß der Inhalt dieser Koffer täglich kleiner wurde, abnahm.

Zeuge: Mauritius Berner

Zeuge Mauritius Berner
78. Verhandlungstag 17.08.1964
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
78. Verhandlungstag, 17.8.1964
Vernehmung des Zeugen Mauritius Berner zum Fall Capesius

Mauritius Berner, zur Zeit der Verhandlung 62 Jahre alt, Arzt aus Ungarn. Jüdischer Auschwitz-Häftling vom 03. Juli bis Oktober 1944. Einsatz in der Bekleidungskammer. Überstellung nach Sachsenhausen, dann Kaufering, am 30. April 1945 im KZ Dachau befreit. Lebte 1964 in Israel.

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Mauritius Berner über die Ankunft in Auschwitz 

Zeuge Mauritius Berner: …an der Türe des Waggons, und auch nebenan Geschrei: »Auf! Aussteigen!«

Vorsitzender Richter: Moment, Herr Zeuge. Sind Sie damit einverstanden, daß ich Ihre Aussage auf ein Tonband aufnehme zur Stützung des Gedächtnisses des Gerichts?

Zeuge Mauritius Berner: Bitte sehr.

Vorsitzender Richter: Ja, Sie sagten also, Sie sind angekommen, man hat an Ihre Waggontüren gepocht und hat geschrien: »Aussteigen!«

Zeuge Mauritius Berner: Aussteigen. Die

Vorsitzender Richter [unterbricht]: Nun waren doch die Waggontüren verschlossen?

Zeuge Mauritius Berner: Die Waggontüren waren von außen verschlossen.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Mauritius Berner: Man hatte die – wie heißt das nun?

Vorsitzender Richter: Die Riegel.

Zeuge Mauritius Berner: Die Riegel geöffnet. Wir haben rasch unseren Kindern, unseren Frauen die Mäntelchen noch angezogen. Und mit den Resten unseres Gepäckes – man hat uns doch auch am Wege ein paarmal schon untersucht und immer alles weggenommen, auch das letzte Stück Keks, was wir für die Kinder aufbewahrt haben – sind wir ausgestiegen.

Sofort, wie wir ausgestiegen sind, ist vor unseren Augen ein fürchterliches Bild: An dem Geleise vis-à-vis stand ein verlassener Zug. Und vor dem Zug, vor den Waggonen, Hunderte und Tausende von Reisegepäcken, aufeinandergestapelt. Ich wußte nicht, wo wir sind. Ich dachte, es ist vielleicht ein ausbombardiertes Stationshaus oder so etwas.

Aber wir hatten keine Zeit nachzudenken. Sofort sind an uns in gestreiften, zebraähnlichen Anzügen Leute […] herangetreten und haben uns aufgefordert, das Gepäck neben den Waggonen abzulegen. Wir sträubten uns noch dagegen. Es war noch unser letztes Hab und Gut, eigentlich nur mehr ein paar Medikamente und unsere Dokumente in den Reisekoffern, in dem Gepäck. Aber wir wollten es noch nicht [hergeben]. Da riß man uns das aus der Hand, besser gesagt ist ein deutscher Soldat an uns herangetreten und hat auch gesagt: »Das Gepäck muß hier abgegeben werden.« Daraufhin haben wir das dort abgegeben, neben den Waggonen aufgestellt.

Und der Strom der Menschen ging vorwärts, und ich sagte meiner Frau – ich war mit Frau und drei Kindern, drei Töchterchen: »Tut nichts. Hauptsache, daß wir fünf zusammen sind.« Und: »Wir werden schon sehen, wie wir weiterkommen.« Kaum sagte ich das, tritt schon ein anderer Soldat zwischen uns und sagt: »Männer nach rechts, Frauen nach links!« und hat uns voneinander [getrennt]. Ich habe nicht einmal so viel Zeit gehabt, meine Frau zu umarmen. Sie hat mir nachgeschrien: »Komm, küsse uns!« Vielleicht aus irgendeinem Fraueninstinkt hat sie eher gefühlt, was für eine Gefahr uns droht.

Ich bin durch den Kordon wieder zu ihnen gelaufen, habe meine Frau geküßt und meine drei Kinder. Und schon wieder hat man mich auf die andere Seite geschoben, und wir sind weiter vorangegangen – parallel zwar, aber getrennt. Zwischen den zwei Gleisen, zwischen den zwei Zügen, parallel, aber getrennt. Dann, nicht wahr, die Menge hat mich auch weitergestoßen, habe ich sie [aus den] Augen verloren, meine Familie.

Auf einmal höre ich nur: »Ärzte und Apotheker sammeln sich hier.« Wir Ärzte und Apotheker sind alle mit dem Roten-Kreuz-Band an dem Arm angekommen. Das hat ja auch dazugehört, daß man uns das noch in Marosvásárhely, wo wir einwaggoniert [+ worden] waren, erlaubt hat oder sogar anempfohlen hat: Ärzte und Apotheker sollen ein Rotes- Kreuz-Band an dem Arm tragen. Ich habe mich auch an dieser Gruppe angestellt. Langsam waren wir schon 50, 60 oder 70 solche. Von unserer Stadt waren circa 38 Ärzte und einige Apotheker [+ da], und es waren auch [+ Leute] von der Umgebung, die auch im selben Ghetto waren. [Pause]

Wir standen dort. Auf einmal treten zu uns zwei deutsche Offiziere. Der eine, ein hoher, schön, jung aussehender Mann fragte uns freundlich: »Wo haben die Herrschaften studiert? Sie zum Beispiel? Sie zum Beispiel?« Ich sagte: »In Wien«, der andere: »In Breslau« und so weiter.

Der zweite Offizier, das war der Doktor Capesius. Wir haben ihn erkannt, wir haben uns einer dem anderen zugeflüstert: »Das ist doch der Doktor Capesius«, den wir ja vorher kannten. Er war doch oft bei uns Ärzten als Vertreter der IG Farbenindustrie. Und er sagte sogar dem zweiten Arzt, dem zweiten Offizier – damals wußte ich noch nicht, wer das ist, jetzt weiß ich schon, daß es Mengele war: »Ja, die Herrschaften haben ja fast alle im Ausland und meistenteils an deutschen Universitäten studiert.«[Pause]

Es war ein so ganz freundliches Gespräch entstanden, so daß ich mich ermutigt fühlte, den Doktor Mengele zu fragen: »Wir haben unsere Diplome in den Reisekoffern, in dem Gepäck, was wir dort niedergelegt haben. Dürfen wir das vielleicht herausnehmen?« Worauf Mengele nach einem kleinen Nachdenken sagte: »Na ja, das könnten Sie ja noch brauchen. Gehen Sie, holen Sie das.« Wir sind zurückgelaufen. Ich habe auch mein Gepäck herausgesucht und davon mein Diplom und [Pause] einige Bilder meiner Frau und meiner Kinder an mich genommen. Und wir sind zurück [zu] der Ärzte- und Apothekergruppe. [Pause]

Inzwischen ist Mengele von uns weggegangen, und wir sahen, daß, so wie er steht – unweit von uns, 20, 30 Meter entfernt -, die Menge ihm gegenüber strömt und er mit seiner Hand nach rechts und nach links deutet. Und so gehen einige Menschen nach rechts und einige nach links, Frauen und Kinder zusammen nach links.

Auf einmal sehe ich meine Frau und meine drei Kinder schon von Mengele weiter entfernt gehen. Und es fällt mir ein: Ich werde dem Doktor Capesius eine Bitte vorlegen. Ich bin zu ihm herangetreten, und ich sage ihm: »Herr Hauptmann«, ich habe die Distinktionen nicht gekannt, »ich habe zwei Zwillingskinder, die bedürfen einer größeren Schonung. Ich arbeite, was Sie wünschen, nur gestatten Sie mir, mit meiner Familie zusammenzubleiben.« Ich wußte ja nicht, warum wir dort waren, wohin sie zu gehen hatten. Fragt er mich: »Zwillingskinder?« »Ja.« »Wo sind sie?« Ich zeige: »Dort gehen Sie.« »Rufen Sie sie zurück«, sagte er mir, worauf ich meine Frau und meine Kinder, die Namen, laut rufe. Und sie kehren um, und ich zeige ihnen, sie sollen zurückkommen.

Sie kommen zurück, und sogar Doktor Capesius nahm die an der Hand, die zwei Kinder, und führt uns bis zum Doktor Mengele. Und an seinem Rücken stehengeblieben sagt er mir: »Na, sagen Sie [+ es] ihm.« Und ich sagte wieder: »Herr Kapitän«, ich wußte nicht seine Distinktion, »ich habe zwei Zwillingskinder«, wollte weiter sprechen, aber er sagte mir: »Später, jetzt habe ich keine Zeit.« Und mit einer abwehrenden Handbewegung hat er mich weggeschickt.

Doktor Capesius sagte: »Also dann müssen Sie zurückgehen in Ihre Reihe. Gehen Sie zurück!« Und meine Frau und meine drei Kinder sind wieder an diesem Weg weitergegangen. Ich begann zu schluchzen, und er sagte mir auf Ungarisch: »Ne sírjon. Weinen Sie nicht. Die gehen nur baden. In einer Stunde werden Sie sich wiedersehen.« Da schrie ich noch meiner Frau und meinen Kindern ungarisch nach und bin wieder zu meiner Gruppe zurückgegangen. Nie habe ich sie mehr gesehen.

In dieser Sekunde war ich dem Doktor Capesius sogar in der Seele dankbar. Ich dachte, er wollte mir etwas Gutes tun. Nur später habe ich erfahren, was das bedeutet hat, Zwillingskinder dem Doktor Mengele in die Hand zu geben zu seinen Experimenten.

Und ich habe auch die Erklärung gefunden, warum der Doktor Mengele nicht gemerkt hat, daß es Zwillingskinder sind. Er hat es ja wahrscheinlich gemerkt, er hat ein gutes Auge dafür gehabt. Nur hat er sich nur mit eineiigen Zwillingen beschäftigt. Und meine Zwillingskinder waren zweieiige, waren sich auch nicht ähnlich. Ich habe hier ihre Fotografien. Wenn das Hohe Gericht erlaubt, kann ich sie zeigen.

Zeuge: Jan Weis

Zeuge Ján Weis
109. Verhandlungstag 06.11.1964
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
109. Verhandlungstag 06.11.1964
Vernehmung des Zeugen Ján Weis zum Fall Klehr

Ján Weis, Angestellter, zur Zeit der Verhandlung 47 Jahre alt, aus der Tschechoslowakei. Jüdischer Häftling in Auschwitz von 1942-1945. Arbeit im Leichenträgerkommando des Stammlagers. Lebte 1964 in Bratislava.

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Ján Weis und die Begegnung mit seinem Vater in Auschwitz 

Vorsitzender Richter: War ihr Vater auch in dem Lager?

Dolmetscher Benesch: Byl Váš otec také v táboře?

Zeuge Ján Weis: Bol. […]

Dolmetscher Benesch: Ja.

Vorsitzender Richter: Und wie ist es ihm ergangen?

Dolmetscher Benesch: A copak se stalo s Vaším otcem?

Zeuge Ján Weis: Obžalovaný Klehr ho pred mojimi očami zavraždil.

Dolmetscher Benesch: Der Angeklagte Klehr hat ihn vor meinen Augen ermordet.

Zeuge Ján Weis: A bolo to 29. septembra 1942.

Dolmetscher Benesch: Und das war am 29. September 1942.

Vorsitzender Richter: Wollen Sie das bitte schildern, wenn es Ihnen auch vielleicht schwer ankommt. Wir müssen aber Sie bitten, uns das zu sagen.

Dolmetscher Benesch: Prosím, můžete nám to vyprávět, i když je to pro Vás velmi bolestné? […]

Zeuge Ján Weis: [Na chvíľu ] by som si chcel oddýchnuť.

Dolmetscher Benesch: Einen Augenblick, bitte.

Zeuge Ján Weis: [Pause] Tak ako každý deň, keď sa dávali injekcie, som bol s už menovaným Leonom Swagarom zavolaný na blok 20, kde nás očakával obžalovaný Klehr. A neviem, tak za štvrť hodinu začali chodiť odsúdenci, ktorí mali byť zabití.

Dolmetscher Benesch: Pardon. Damals wurden täglich Spritzen gegeben. Ich wurde mit dem bereits erwähnten Leo

Zeuge Ján Weis [unterbricht]: Swagar.

Dolmetscher Benesch: Swagar zu Block 20 gerufen. Dort empfing uns der Angeklagte Klehr. Einige Zeit, etwa eine Viertelstunde später, kamen die zum Tode bestimmten Häftlinge.

Zeuge Ján Weis: No a neviem už koľký, prišiel tam aj môj otec.

Dolmetscher Benesch: Ich weiß nicht, als wievielter mein Vater dann kam.

Zeuge Ján Weis: Môj otec ležal na bloku 21.

Dolmetscher Benesch: Er lag auf Block 21

Zeuge Ján Weis: Asi týždeň mal flegmó nu, bol operovaný na flegmónu.

Dolmetscher Benesch: Etwa eine Woche. Er wurde wegen einer Phlegmone operiert.

Zeuge Ján Weis: A mal ju myslím na ľavej ruke.

Dolmetscher Benesch: Ich denke, an der linken Hand.

Zeuge Ján Weis: No a ja som tam na 21. blok, keď som mal čas, chodil za ním.

Dolmetscher Benesch: Ich bin öfter zum Block 21 gegangen, ihn besuchen.

Zeuge Ján Weis: No a zrazu sa otvoria dvere a prišiel tam otec.

Dolmetscher Benesch: Auf einmal öffnen sich dann die Türen, und mein Vater kam herein.

Zeuge Ján Weis: Ešte s jedným.

Dolmetscher Benesch: Mit noch einem.

Zeuge Ján Weis: A obžalovaný Klehr hovorí: »Sadnite si.« Jednému aj druhému.

Dolmetscher Benesch: Und der Angeklagte Klehr? — Prosím opakujte, já jsem nerozuměl.

Zeuge Ján Weis: Hovoril k tým dvom odsúdencom, totiž k môjmu otcovi a k tomu druhému.

Dolmetscher Benesch: Der Angeklagte Klehr sprach zu den beiden, meinem Vater und dem Mithäftling, der mit ihm gebracht wurde.

Zeuge Ján Weis: »Sadnite si.«

Dolmetscher Benesch: »Setzen Sie sich.«

Zeuge Ján Weis: »Dostanete injekciu, aby ste nedostali týfus.«

Dolmetscher Benesch: »Sie kriegen eine Spritze, damit Sie keinen Typhus bekommen.«

Zeuge Ján Weis: Hneď som začal plakať.

Dolmetscher Benesch: Ich begann zu weinen.

Zeuge Ján Weis: Jeho to vôbec nepohlo.

Dolmetscher Benesch: Ihn [Klehr] hat es nicht gerührt.

Zeuge Ján Weis: Dal otcovi injekciu a ja som ho musel odniesť do Waschraumu medzi druhých.

Dolmetscher Benesch: Er gab dem Vater die Spritze, und ich trug ihn, meinen Vater, fort.

Zeuge Ján Weis: No a potom, ja neviem, za týždeň, mi hovoril, že prečo som mu to vtedy nepovedal, že by ho [+ nebol] zabil.

Dolmetscher Benesch: Und eine Woche später sagte er mir, warum ich ihm das nicht gesagt habe, er hätte dann den Vater nicht getötet.

Zeuge Ján Weis: Lenže ja som mal vtedy strach mu to povedať.

Dolmetscher Benesch: Pardon.

Zeuge Ján Weis: Lenže ja som mal vtedy strach mu to povedať.

Dolmetscher Benesch: Ich hatte damals Angst, es ihm zu sagen.

Zeuge Ján Weis: Lebo by sa mohlo stať, že by povedal: »Sadni si aj ty«, a že by ma tiež zabil.

Dolmetscher Benesch: Weil es ja durchaus möglich war, daß er sagte: »Setz dich daneben.«

Zeuge: Dr. Heinrich Dürmayer

58 und 59. Verhandlungstag 22. Und 25.06.1964
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
58 und 59. Verhandlungstag 22. Und 25.06.1964
Vernehmung des Zeugen Dr. Heinrich Dürmayer zum Fall Kaduk

Dr. Heinrich Dürmayer, *10. April 1905; † 22. September 2000. Rechtsanwalt, zum Zeitpunkt der Verhandlung 59 Jahre alt, aus Österreich. War politischer Auschwitz-Häftling von 1944-1945. War der Lageraufsicht zugeteilt, war der Lagerälteste im Stammlager. 1945-1947 Leiter der Abteilung I (Staatspolizei) bei der Polizeidirektion Wien. 1964 lebte er in Österreich, nahm seine Arbeit als Rechtsanwalt wieder auf.

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Heinrich Dürmayer über die “Muselmann-Aktion” 

Vorsitzender Richter: Ja. Also bei Kaduk zum Beispiel, da sagen Sie, Sie hätten selbst gesehen, wie er im Spätherbst 1944 bei der Alten Wäscherei eine Selektion durchgeführt

Zeuge Heinrich Dürmayer [unterbricht]: Ja, das habe ich auch in diesem Protokoll im Dezember schon angegeben, wo ich es ganz frisch in Erinnerung hatte.

Vorsitzender Richter: Ja. Und wollen Sie mal erzählen, wie das gewesen ist und was Sie da gesehen haben, wann es war, an welchem Tag, Abend?

Zeuge Heinrich Dürmayer: Tag? Tag und Monat kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, es muß gegen Abend oder in der Nacht schon gewesen sein. Ich habe früher davon erfahren, und ich glaube, von Hössler habe ich es erfahren. Und zwar in der Form, daß ich heute Nacht die einzelnen Blöcke aufmarschieren lassen muß, und zwar in die Alte Wäscherei. Bitte, wir haben gewußt, was los war. Außerdem hat er gar kein Geheimnis gemacht, »Muselmann-Aktion«, er hat mir das offen gesagt: »Wir haben zu viele Arbeitsunfähige, die müssen weg. Auftrag von Berlin. Weg! Weg!« und so weiter. Das ist

Vorsitzender Richter [unterbricht]: »Auftrag von Berlin«?

Zeuge Heinrich Dürmayer: Ja. Das war ein Auftrag von Berlin in diesem Falle. Aber ich möchte bei der Gelegenheit [+ sagen], um nicht mißverstanden zu werden: Bitte, das war eine große Selektion, aber es war nicht jede Selektion ein Auftrag von Berlin. Sondern es wurden häufig Selektionen so, aus eigenem Antrieb – weil man eben der Meinung war, es sind zu viele »Muselmänner«, oder aus sonst irgendeinem Grund – durchgeführt.

Vorsitzender Richter: Es muß »aufgeräumt« werden.

Zeuge Heinrich Dürmayer: Es muß »aufgeräumt« werden. Das war häufig. Diese, daran kann ich mich erinnern, hat Hössler gesagt, diese eine war ein Auftrag. Die ist auch nicht nur im Stammlager, sondern, ich glaube, die ist in allen Lagern damals durchgeführt worden.

Bitte, natürlich, eine Selektion konnte ich nicht verhindern und auch wir nicht. Wir konnten nur folgendes machen: In solchen Fällen sind dann immer bestimmte Kommandos, Nachtkommandos unheimlich angeschwollen, weil dort haben wir dann hereingesteckt, was nur hereingeht. Das war die Wäscherei, das war also die Desinfektion, weil die mußten nicht durchmarschieren, weil die haben arbeiten müssen. Also die haben wir aufgebläht bis zum Maximum. Namentlich mit Älteren oder Kranken, wo wir angenommen haben, »also der kommt auf keinen Fall durch«, und wo es aber uns irgendwie wertvoll erschien, dem Mann zu helfen. Allen konnte man nicht helfen.

Nun, dann ging das ein Block nach dem anderen: In der Wäscherei ausziehen, und nackt vor den – da ist eine ganze Reihe herumgestanden, vor allem die drei Rapportführer. Zeitweise war auch der Hössler dabei, er war nicht die ganze Zeit dabei. Und dann ist eben gezeigt worden: rechts, links. Und die einen haben wieder ins Lager einrücken können, und die anderen sind dann eben zusammengepackt worden. Ob sie gleich jetzt mit Lastautos [+ weggekommen sind] oder ob sie zuerst noch mal auf den Block gekommen sind, das kann ich jetzt nicht mehr erinnern. Die sind dann vergast worden.

Ich betone nochmals: Alle diese Sachen waren kein Geheimnis. Es ist einfach lächerlich, wenn irgend jemand behauptet, daß man das nicht gewußt hat oder daß man drüber nicht gesprochen hat und so weiter.

Vorsitzender Richter: Also der Kaduk bestreitet zum Beispiel, daß er bei irgendeiner Selektion überhaupt dabei war.

Zeuge Heinrich Dürmayer: Na, von dieser einen weiß ich es ganz genau.

Vorsitzender Richter: Da wissen Sie es genau. Hat er da auch selbst eingeteilt die Leute, die dort rausgehen mußten?

Zeuge Heinrich Dürmayer: Ja.

Vorsitzender Richter: War er da zusammen mit dem Clausen, oder war er allein?

Zeuge Heinrich Dürmayer: Sie waren alle drei zusammen. Ich möchte nicht grade sagen, daß sie sich abgelöst haben. Die Mentalität, man kann sich ja das heute nicht [vorstellen]. Ich habe den Eindruck gehabt, für die Angeklagten waren das, was da an ihnen vorbei getrieben worden ist, nicht Menschen. Die haben etwa so ein Gefühl gehabt, wie wenn unsereiner etwa sieht einen Schlachtviehtransport ins Schlachthaus, wo man sich weiter nichts denkt oder höchstens an das gute Roastbeef denkt. So ungefähr.

Zeuge: Milton Buki (Teil 1)

Zeuge Milton Buki
127. Verhandlungstag 14.01.1965
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
127. Verhandlungstag 14.01.1965
Vernehmung des Zeugen Milton Buki zum Fall Kaduk

Milton Buki, *01. November 1909; † 1988. Kaufmann aus Polen, zum Zeitpunkt des Prozesses 55 Jahre alt. Jüdischer Häftling in Auschwitz von 1942-1945, Teil des “Sonderkommandos” im Krematorium. Lebte 1965 in den USA.

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Milton Buki über seinen Einsatz im “Sonderkommando” 

Vorsitzender Richter: Ja. Aber jedenfalls: Sie haben mit den anderen Gefangenen keinen Umgang haben können?

Zeuge Milton Buki: Nein. […] Wir kamen in Kontakt, aber nicht offiziell. Es war nicht erlaubt.

Vorsitzender Richter: Es war nicht erlaubt.

[…]

Vorsitzender Richter: Ja. Und in diesem Block 2 gehörten Sie welchem Kommando an?

Zeuge Milton Buki: »Sonderkommando«.

Vorsitzender Richter: Dem »Sonderkommando«. Wollen Sie uns bitte sagen, was Sie als Mitglied dieses »Sonderkommandos« für eine Aufgabe hatten.

Zeuge Milton Buki: Die Klamotten zusammenzunehmen, zusammenzubinden und zu sortieren.

Vorsitzender Richter: Ja. Das war Ihre persönliche Aufgabe. Nun, das »Sonderkommando« bestand etwa aus wie vielen Personen?

Zeuge Milton Buki: Das [kommt darauf an], es waren Zeiten, da waren es 400.

Vorsitzender Richter: 400.

Zeuge Milton Buki: Es waren Zeiten, als die ungarischen Transporte kamen, [da waren es um] 900.

Vorsitzender Richter: Ja. Und wenn nun dieses »Sonderkommando« herabgesetzt wurde, also wenn es nicht mehr 900 waren, sondern nur noch 400, was geschah denn mit diesen Menschen?

Zeuge Milton Buki: Die sind umgebracht worden.

Vorsitzender Richter: Die sind umgebracht worden. Und wie wurden sie umgebracht?

Zeuge Milton Buki: Einmal [wurden] um die 200 nach Lublin genommen.

Vorsitzender Richter: Nach Lublin. In ein anderes Lager.

Zeuge Milton Buki: Dann einmal [kamen] die nach Auschwitz.

[…]

Vorsitzender Richter: [….] Herr Zeuge, Sie waren also bei dem »Sonderkommando«. Und nun frage ich Sie: Was hatte denn das »Sonderkommando« in seiner Gesamtheit für eine Aufgabe?

Dolmetscher Grünblatt: Wos far oifgabn hot gehat dos »Sonderkommando« als ganz?

Zeuge Milton Buki: Dos »Sonderkommando« als ganzes hot gehat on ojfgabe, ojszufirn di bafele wejgn farbrennen, warfen ojf di

Dolmetscher Grünblatt [unterbricht]: Moment. Die Hauptaufgabe des »Sonderkommandos« war es, die Leichen zu verbrennen. Weiter.

Zeuge Milton Buki: Un wen di krematoriums senen noch nischt gewesn, hobn gebrent

Vorsitzender Richter [unterbricht]: Sprechen Sie doch bitte ins Mikrofon hinein, ja?

Zeuge Milton Buki: Wen di krematoriums senen noch nischt gewesn, is geworn gebrent in griber. Senen mir gegangen mit loren, un di lajchen hobn gedarft zu weren geworfen ojf di loren, zuzufirn zi dem fajer.

Dolmetscher Grünblatt: Vor der Errichtung von Krematorien wurden die Leichen in Leichengruben verbrannt. Die Leichen wurden auf Lastwagen zu den Gruben gebracht.

[….]

Vorsitzender Richter: Ja. Herr Zeuge, nun würde es mich doch mal sehr interessieren: Als Sie am 12. Dezember 1942 dorthin kamen, wo wurden denn da Menschen vergast und verbrannt?

Zeuge Milton Buki: An disem tage, wen wir sind am 12. gekomen nach Birkenau, un am 14. senen mir in »Sonderkommando« genumen geworen das erschte mol, wi ich glojb, hobn di »Sonderkommando« gearbet bajm farbrenen funem »Sonderkommando« fun – before.

Dolmetscher Grünblatt: Diese erste Aufgabe des »Sonderkommandos« im Dezember 1942 war die Verbrennung der Leichen von den vorangegangenen »Sonderkommandos«.

[…]

Vorsitzender Richter: Gut. Also: Wo kamen denn die Leute her, die da vergast werden sollten?

Zeuge Milton Buki: Die kamen auf Lastwagen.

Vorsitzender Richter: Mit Lastwagen.

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter:Wurden diese Lastwagen bis an die Häuser herangefahren, die zur Vergasung bestimmt waren?

Zeuge Milton Buki: Die waren, ich glaube, 100, 200 Meter von den Lastwagen.

[….]

Vorsitzender Richter: Ja, und wie war das, als Sie gekommen sind?

Zeuge Milton Buki: Ich bin gekommen, da habe ich gesehen, wie Männer von Frauen und Kindern abgeteilt

Vorsitzender Richter [unterbricht]: Sind Sie mit dem Eisenbahnzug gekommen?

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Ja. Und da sind die Männer und die Frauen und die Kinder getrennt worden?

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Und wie viele Leute sind denn aus Ihrem Transport ins Lager übernommen worden?

Zeuge Milton Buki: Wir sind gekommen, [Pause] ich glaube

Vorsitzender Richter [unterbricht]: Na, ungefähr.

Zeuge Milton Buki: 2.000. Es ist möglich, 2.000, ja.

Vorsitzender Richter [unterbricht]: Sie meinen, Sie wären etwa 2.000 Menschen gewesen?

Zeuge Milton Buki: Bei 2.000. Aber ins Lager gekommen sind ein paar hundert junge Männer.

Vorsitzender Richter: Ein paar hundert sind ins Lager gekommen. Und Sie glauben, daß auch die Leute, die mit den Lastwagen an diese beiden Häuser herangefahren gekommen sind, daß auch diese Menschen auf demselben Weg nach Auschwitz gekommen sind wie Sie?

Zeuge Milton Buki: So glaube ich.

Vorsitzender Richter: Ja. So nehmen Sie das jedenfalls an. Wenn nun diese Lastwagen ankamen an den Häusern, wer hat denn nun zu den Leuten etwas gesagt, was sie tun sollten, daß sie aussteigen sollten? Oder hat man sie einfach abgekippt, oder wie war das gewesen?

Zeuge Milton Buki: Die waren bewacht von SS mit Hunden.

Vorsitzender Richter: SS mit Hunden.

Zeuge Milton Buki: Hunde, ja. Und die SS… Es waren keine Befehle, es war Ausziehen und Anstellen.

Vorsitzender Richter: Wer hat das gesagt?

Zeuge Milton Buki: Die SS.

Vorsitzender Richter:Die SS.

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Und wissen Sie, wer von diesen SS-Leuten bei diesem Kommando dabei war? Haben Sie da welche gekannt?

Zeuge Milton Buki: Der Befehlsgeber war Kaduk.

Vorsitzender Richter: War Kaduk.

Zeuge Milton Buki: Kaduk. Aber es war eine Menge mehr, die Wachleute.

[….]

Vorsitzender Richter: Ja. Und Kaduk befehligte dieses Kommando.

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Und der gab auch den Befehl „Ausziehen!«?

Zeuge Milton Buki: Kaduk hat den Befehl „Ausziehen!« nicht gegeben.

Vorsitzender Richter: Nein.

Zeuge Milton Buki: Das haben die niedrigeren [SS-Grade] gemacht.

Vorsitzender Richter: Ja. Und nun mußten sich die Leute auf dem freien Platz da ausziehen?

Zeuge Milton Buki: Auf dem freien Platz ausziehen.

Vorsitzender Richter: Ja. Und nachdem sie ausgezogen waren, was sagte man dann?

Zeuge Milton Buki: Da sind sie mit Hunden in die Gaskammern getrieben worden.

[…]

Zeuge Milton Buki: Aber nicht immer sind die alle rein.

Vorsitzender Richter: Sie gingen nicht alle rein.

Zeuge Milton Buki: Sie gehen nicht alle rein, und es

Vorsitzender Richter [unterbricht]: Weil es zu viele waren oder weil sie nicht wollten?

Zeuge Milton Buki: Viele wollten nicht. Manches Mal war das auch zuviel.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Milton Buki: Und die letzten, welche gebracht wurden, waren alte, kranke Leute, die sich sogar ausziehen [unverständlich], in der Kleidung wurden die erschossen von draußen.

Vorsitzender Richter: Draußen erschossen in der Kleidung.

Zeuge Milton Buki: Draußen erschossen in der Kleidung.

Vorsitzender Richter: Und wer hat das gemacht?

Zeuge Milton Buki: Meistenteils hat der Kaduk das gemacht.

Vorsitzender Richter: Und sind die Leute auch hineingetrieben worden in die Kammern, wenn sie nicht wollten?

Zeuge Milton Buki: Mit Hunden, ja.

Vorsitzender Richter: Mit Hunden.

Zeuge Milton Buki: Ja.

[…]

Vorsitzender Richter: Die haben die Hunde reingetrieben. Und ist das öfter vorgekommen, daß Kaduk da Menschen erschossen hat?

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Um wie viele Menschen handelte es sich dabei jeweils, um einen oder um mehrere, die er da totgeschossen hat?

Zeuge Milton Buki: Mehrere.

Vorsitzender Richter: Mehrere.

Zeuge Milton Buki: Ja, das waren alte Leute, kranke Leute meistenteils. Die, welche nicht reinkonnten, die [wurden draußen] erschossen.

Vorsitzender Richter: Womit hat denn Kaduk geschossen?

Zeuge Milton Buki: Manches Mal hat er eine große Pistole gehabt und auch Maschinengewehre.

[…]

Zeuge Milton Buki: Wenn der Bunker voll war, dann haben die die Tür versiegelt.

Vorsitzender Richter: Zugemacht.

Zeuge Milton Buki: [Verschraubt.] Und nachher war ein Fenster, kleines Fenster, die haben das Zyklongas reingeschmissen.

Vorsitzender Richter: Und wer hat denn das gemacht?

Zeuge Milton Buki: Das war ein spezieller Mann, der von der »Sauna“ gekommen ist.

Vorsitzender Richter: Von der »Sauna“?

Zeuge Milton Buki: Von der »Sauna«, ja.

[…]

Zeuge Milton Buki: Und wenn ich [mich nicht irre], das war in einem Auto vom Roten Kreuz.

Vorsitzender Richter: Also wenn Sie sich nicht irren, meinen Sie, er sei mit einem Auto vom Roten Kreuz gekommen?

Zeuge Milton Buki: Ja, jedesmal ist mitgekommen ein Auto vom Roten Kreuz.

Vorsitzender Richter: Jedesmal ist mitgekommen ein Auto vom Roten Kreuz.

Zeuge Milton Buki: Am Anfang, als ich das erste Mal gekommen bin, habe ich gedacht, daß, wenn das Rote Kreuz… – er nimt keder, wos heist er versorgt es.

Dolmetscher Grünblatt: Ja. Er hat ursprünglich angenommen, daß die Rotkreuz-Ambulanz dafür da ist, um sich um die Kranken zu kümmern.

Vorsitzender Richter: Waren da auch Ärzte dabei?

Zeuge Milton Buki: Ja.

[…]

Zeuge Milton Buki: Ja, di welche in di kamer arajn sind. Zwajtns di, welche schlepn sej zu zu di lorn. Di lornkomando welche ladn ajn di lorn zum tajl zuzubringn, tajl sej um sej wegzuschmajsn.

Dolmetscher Grünblatt: Also es folgen jetzt die Gruppen, in die die »Sonderkommando«-Häftlinge eingeteilt worden sind. Die Gruppe 1: Gasmaskengruppe, die haben die Leichen herausgezogen aus dem Bunker. Gruppe 2 waren die, die die Leichen gezogen haben bis zu den Loren. Gruppe 3 waren die, die die Leichen auf die Loren aufgeladen haben. Und was war die Gruppe 4?

Zeuge Milton Buki: Fajerkomando, welche schmisn in fajer arajn.

Dolmetscher Grünblatt: Die Gruppe 4 war das sogenannte Feuerkommando, welches die Leichen in die Leichengruben reingeworfen hat.

[…]

Vorsitzender Richter: Nun, Herr Zeuge, können Sie sich entsinnen, daß im Jahre 1943 einmal ein Transport mit 50 bis 70 Menschen kam, als Sie bereits zum Abmarsch sich bereitgemacht hatten, um nach dem Lager zurückzugehen?

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Wollen Sie uns das bitte einmal erzählen.

Zeuge Milton Buki: Einmal, als das Kommando [+ angetreten ist] – ich glaube, um fünf Uhr war Antreten von dem Kommando -, kommt ein Jungchen von zehn, elf Jahren zu dem Kommando und stellt [+ sich] auch in die Reihen. Und der Kaduk kommt her: »Was ist das für ein Junge?« Sagen wir: »Es ist ein Junge. Wir wissen nicht einmal, woher er kommt.« Aber wir wissen Bescheid, daß er von dem Transport war, weil manches Mal – di zusamengeklibn habn fun di ausbahaltene, di verwart warn in schtet un derfer haben die 50, 60 Mann gebracht, und di waren erschossen. – Nicht vergast, die waren erschossen.

Vorsitzender Richter: Ah, die waren bereits erschossen? Oder waren die noch am Leben, als sie kamen?

Zeuge Milton Buki: Na, die waren am Leben. Die [wurden] dort erschossen.

Vorsitzender Richter: Die wurden dort an Ort und Stelle erschossen.

Zeuge Milton Buki: Ja, Gas [wurde] nur benützt bei mehrere Zahl.

Vorsitzender Richter: Wenn [+ es eine] größere Zahl war.

Zeuge Milton Buki: Ja, größere Zahl.

Vorsitzender Richter: Und wer hat die Leute denn erschossen?

Zeuge Milton Buki: Das waren jedesmal andere.

[….]

Vorsitzender Richter: Ja. Und als nun dieser Transport kam von 50 bis 70 Leuten, da kam dieser Junge und hatte sich von diesem Kommando losgelöst und war zu Ihnen zu dem »Sonderkommando« gelaufen.

Zeuge Milton Buki: Ja. Und der Kaduk nimmt ihn bei der Hand und spricht zu ihm, beruhigt ihn, nimmt ihn zu einem Graben und erschießt ihn.

Vorsitzender Richter: Nimmt ihn zu einem Graben und erschießt ihn dort?

Zeuge Milton Buki: Erschießt ihn, ja.

Vorsitzender Richter: Zu einem solchen Graben, wo die Leichen verbrannt wurden?

Zeuge Milton Buki: That’s right.

Zeuge: Milton Buki (Teil 2)

Zeuge Milton Buki
127. Verhandlungstag 14.01.1965
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
127. Verhandlungstag 14.01.1965
Vernehmung des Zeugen Milton Buki zum Fall Kaduk

Milton Buki, *01. November 1909; † 1988. Kaufmann aus Polen, zum Zeitpunkt des Prozesses 55 Jahre alt. Jüdischer Häftling in Auschwitz von 1942-1945, Teil des “Sonderkommandos” im Krematorium. Lebte 1965 in den USA.

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Milton Bukis Bruder 

Vorsitzender Richter: Ja. Können Sie sich dann entsinnen, daß Sie einmal Ihren Bruder getroffen haben?

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Und wo war denn das?

Zeuge Milton Buki: Einmal hat man meinen Bruder gebracht von Auschwitz, der… Natürlich hat man die »Muselmänner« gerufen.

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Milton Buki: Die »Muselmänner«, wissen Sie Bescheid schon, was der Name »Muselmänner« war?

Vorsitzender Richter: Ja.

Zeuge Milton Buki: Und der hat mich gerufen beim Namen. Und ich habe – kajn acht gelajgt, – wir waren nicht – nenter zu di, – welche gebracht wurden.

Vorsitzender Richter: Wo war denn das? War das an diesen Häusern, wo die Vergasung…

Zeuge Milton Buki: Ja, ja.

Vorsitzender Richter: Da hat man die »Muselmänner« hingebracht.

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Und zwar auch, um sie zu vergasen dort?

Zeuge Milton Buki: Ja. Und als ich beobachtet habe, etliche Mal ruft man meinen Namen, habe ich mich [umgedreht], und von weitem habe ich meinen Bruder gesehen. Und ich habe schon [versucht], was zu sprechen mit dem, aber ich habe nicht gekonnt. Und von weitem hat er geschrien: „Bißchen Wasser!« Ob ich womöglich für ihn ein bißchen Wasser habe. Und ich habe kein Wasser gehabt.

Da habe ich einen Unterscharführer – es war so ein Kleiner, ich kann mich nicht erinnern [+ an] den Namen – gebeten: »Mein Bruder ist hier, fordert ein bißchen Wasser. [+ Ist es] möglich, kann ich [ihm] was verschaffen?« Es war Wasser in der Küche von Kaduk. Wir hatten ein Stübchen, und ein Häftling war der Koch für ihn. Und ich habe den Unterscharführer [gebeten], ein bißchen Wasser zu geben. Sagt er: »Es ist nicht erlaubt. Aber der Kaduk«, sagt er, »ist hier. Du [weißt] Bescheid, daß der Kaduk hier ist.« Und wenn ich den Kaduk gefragt habe: »Kann ich ein bißchen Wasser nehmen für meinen Bruder?«, dann schlägt er mich. Und der Kapo, als er bemerkte, daß das mein Bruder ist, sagt er zu mir: »Weißt du, geh mit den zehn Mann ins Lager und hol Mittag für das Kommando!«

Vorsitzender Richter: Hat der Kapo gesagt?

Zeuge Milton Buki: Ja.

Vorsitzender Richter: Um Sie da wegzubringen.

Zeuge Milton Buki: Ja.

[….]

Nebenklagevertreter Ormond: Herr Zeuge, Sie haben vorhin den Vorgang mit Ihrem Bruder erzählt. Ist Ihr Bruder dort umgekommen?

Dolmetscher Grünblatt: Is ir bruder umgekumen in dem krematorium?

Zeuge Milton Buki: Ja, mit einem Kommando von Auschwitz hat man ihn gebracht und vergast.

Nebenklagevertreter Ormond: Welche weiteren Angehörigen haben Sie in Auschwitz verloren?

[…]

Zeuge Milton Buki: Das waren meine Frau, meine Tochter, eine Schwester mit dem Mann und Kindern, ein Bruder mit der Frau und Kind und eine Schwester und drei Kinder und Schwiegereltern, Schwager, Schwägerin.

Nebenklagevertreter Ormond: Wie alt war Ihr eigenes Kind?

Zeuge Milton Buki: Bitte?

Dolmetscher Grünblatt: Wi alt is gewejn ajer kind?

Zeuge Milton Buki: Acht Jahre.

Urteil

1 Min.

Nach 183 Verhandlungstagen kam es im August 1965 zum Urteil im Auschwitz-Prozess. Die Richter befanden zehn Angeklagte der gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord schuldig. Nach der Mindestzahl der Opfer, die der Begründung im Einzelfall zugrunde lag, hatten sie Beihilfe zum Mord an 28.910 Menschen geleistet. Ein Angeklagter wurde des gemeinschaftlichen Mordes in 342 Fällen für schuldig befunden, ein weiterer des Mordes in vierzehn Fällen und nur fünf Angeklagte wurden des Mordes und gemeinschaftlichen Mordes für schuldig befunden. Drei der Angeklagten wurden freigesprochen.
Das Urteil beruhte auf der Rechtsauffassung, dass die Bundesrepublik Deutschland die Rechtsnachfolgerin des Deutsches Reiches ist. Juristischer Wertmaßstab war das zur Tatzeit geltende Strafrecht des NS-Staats. Indem den Tätern vorgeworfen wurde, sie hätten geltendes Recht bewusst verletzt, wurden Unrecht, Schuld und Strafe aufgrund der im „Dritten Reich“ bestehenden Rechtslage legitimiert.

In den EröffnungsbeschlussWas bedeutet das? des Auschwitz-Prozesses ging diese Auffassung mit der Formulierung ein, das die Angeschuldigten an der Verwirklichung des Vernichtungsprogramms „in Kenntnis der Rechtswidrigkeit solcher Befehle“ beteiligt waren. Damit entfiel eine Bestrafung im Sinne der Radbruchschen Formel des ‚unrichtigen Rechts‘. Die Geltung der willkürlichen Gesetze wurde nicht rückwirkend versagt. (Hessisches Hauptstaatsarchiv, Eröffnungsbeschluss wegen Mordes gegen Mulka und Andere, 4 Js 444/59, Bestand 461, Nr. 37638/366).

Auf Basis der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs wurde nach der „inneren Willensrichtung während der Tatausübung” gefragt. Das führte dazu, dass sogar der stellvertretende LagerkommandantWas bedeutet das? von Auschwitz nur als Gehilfe verurteilt wurde. Im Urteil hieß es über Robert MulkaWas bedeutet das?:

Der Angeklagte Mulka war in diese(n) Apparat einbezogen worden. In Auschwitz war er ein Rad in der gesamten ‚Vernichtungsmaschinerie‘, die durch das Zusammenwirken einer Vielzahl von Menschen ‚funktionierte‘. (…) Wenn die RSHA-Transporte in Auschwitz ankamen, war das Schicksal der Deportierten bereits (…) besiegelt.“ (Hessisches Hauptstaatsarchiv, Urteil im Fall Mulka und Andere, 4 Ks 2/63, Bestand 461, Nr. 37638/134).
Urteil über Robert Mulka

14 Jahre Haft +
Gerichtskosten tragen

 

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Urteilskritik und Rezeption

Die Verwandlung von Tätern in Gehilfen stieß zumindest bei einigen wenigen Strafrechtler*innen auf Kritik. Auch Fritz Bauer fragte: „Sind diejenigen, die in Auschwitz waren, dabei gewesen, weil sie selber Nazis waren oder nicht?“ (Zitat 1).
Die Selbstentlastung der Mehrheit der deutschen Gesellschaft spiegelte sich im Urteil des Auschwitz-Prozesses. Fritz Bauers Sicht, dass es eine nachträgliche Wunschvorstellung sei, im nationalsozialistischen Unrechtsstaat habe es nur wenige Verantwortliche gegeben, setzte sich im Urteil des Auschwitz-Prozesses nicht durch. (Zitat 2)

Die historische Bedeutung des Auschwitz-Prozesses wird dadurch noch deutlicher. Die Aussagen der Überlebenden brachten die Verantwortlichkeiten an Licht. Mit einer Vielzahl von Täter*innen von der Spitze bis hinunter zur niedrigsten Stufe in der Lagerhierarchie.

Robert Mulka Bild von Fritz Bauer
In der Regel dürfte das zum Beispiel für die Auschwitz-Leute bejaht werden müssen. So hart es klingt, und ich weiß, so unangenehm das wahrscheinlich im Zuhörerkreis empfunden wird: Es gab ja in Deutschland nicht nur den Nazi Hitler und nicht nur den Nazi Himmler. Es gab Hunderttausende, Millionen anderer, die das, was geschehen ist, nicht nur durchgeführt haben, weil es befohlen war, sondern weil es ihre eigene Weltanschauung war, zu der sie sich aus freien Stücken bekannt haben. Und die Mehrzahl der SS war nicht bei der SS, weil sie gezwungen war, sondern sie war bei der SS, und sie war bei der Wachmannschaft im Lager Auschwitz und in Treblinka und Majdanek, und die Gestapo war in aller Regel bei den Einsatzgruppen, weil die Leute ihren eigenen Nationalsozialismus verwirklichten.
Fritz Bauer
Robert Mulka Bild von Fritz Bauer
Das war keine fremde Tat, sondern die Täter waren überwiegend Menschen, die damals jedenfalls überzeugt waren, das Richtige zu tun, nämlich ihrer nationalsozialistischen Auffassung zum Sieg zu verhelfen. Das sind in meinen Augen einfach Täter zusammen mit Hitler, Mitverschworene mit Hitler bei der ‚Endlösung der Judenfrage’, die sie für richtig hielten.
Fritz Bauer
Robert Mulka Bild von Fritz Bauer
Mordwerkzeug waren Auschwitz, Treblinka usw. Wer an dieser Mordmaschinerie hantierte, wurde der Mitwirkung am Morde schuldig, was immer er tat, selbstverständlich vorausgesetzt, dass er das Ziel der Maschinerie kannte, was freilich für die, die in den Vernichtungslagern waren oder um sie wussten, von der Wachmannschaft angefangen bis zur Spitze, außer jedem Zweifel steht.
Fritz Bauer

Gedenken

Die Ausstellung Auschwitz-Prozess. 4 Ks2/ 63. Frankfurt am Main dokumentierte vierzig Jahre später eine Reihe von Werken, in denen Philosoph*innen, Schriftsteller*innen und Journalist*innen ihre Erinnerungen an den Auschwitz-Prozess veröffentlichten. Darunter bekannte Namen wie: Karl Jaspers und Hannah Arendt, H. G. Adler, Peter Edel, Robert Neumann, Günter Grass, Marie Luise Kaschnitz und Martin Walser, Axel Eggebrecht, Horst Krüger und Rudolf Hirsch sowie Peter Weiss mit seinem Bühnenoratorium Die Ermittlung.
Große Defizite im Auschwitz-Gedächtnis wurden auch erkennbar. Beispielsweise in Form vom Marcel Reich-Ranickis (1920-2013) Aufruf an die Schriftsteller*innen, sich zum Prozess zu äußern. Oder auch der fast gar bösartige Artikel, den der Kulturkritiker der Süddeutschen Zeitung im Herbst 1965 veröffentlichte, um die Uraufführung des Oratoriums von Peter Weiss Die Ermittlung möglichst zu verhindern – also genau desjenigen Stücks, welches das erste große Echo auf den Frankfurter Auschwitz-Prozess darstellte.

„Plädoyer gegen das Auschwitz-Theater“ überschrieb Joachim Kaiser (1928-2017) eine ganze Feuilletonseite. Einer von vielen Hinweisen auf den Geist der Zeit, die von Auschwitz nichts wissen wollte.
Was Auschwitz war, wie der Alltag für mindestens 1,2 bis 1,5 Millionen verfolgter und gequälter KZ-Häftlinge ausgesehen hat, welche Methoden, Strafen, Zwänge, Demütigungen, Bösartigkeiten die SS und ihre Helfer*innen benutzten, auf welch bestialische und schließlich geradezu industrielle Weise die Vernichtung vor sich ging, wurde im Auschwitz-Prozess von 211 Überlebenden bezeugt.

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Glossar

Quellen- und Literaturhinweise

Quellen:

HHStAW Best. 461 Nr. 41070; Best. 461 Nr. 41071

HHStAW Best. 461 Nr. 41022

HHStAW Best. 461 Nr. 41033

HHStAW Best. 461 Nr. 41012

HHStAW Best. 461 Nr. 41064

HHStAW Best. 461 Nr. 41023, Best. 461 Nr. 41024

HHStAW Best. 461 Nr. 41076

Literatur:

Renée Arons geborene Postius, in: Irmtrud Wojak (Hrsg.), Auschwitz-Prozess. 4 Ks 2/63. Frankfurt am Main. Köln, Gent: Snoeck, 2014. 

Marcel Atze im Katalog der Ausstellung Auschwitz-Prozess. 4 Ks 2/63. Frankfurt am Main. Hrsg. v. Irmtrud Wojak. Köln, Gent: Snoeck, 2014. 

Fritz Bauer, „Zu den Naziverbrecher-Prozessen“, in: Ders., Die Humanität der Rechtsordnung: Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Joachim Perels und Irmtrud Wojak. Frankfurt am Main, New York. Campus, 1998, S. 101-117. 

Cornelia Brink, Ikonen der Vernichtung: Öffentlicher Gebrauch von Fotografien aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern nach 1945. Berlin: Akademie Verlag, 1998. 

Hans Buchheim, Martin Broszat, Hans-Adolf Jacobsen, Helmut Krausnick (Hrsg.), Anatomie des SS-Staates. Bd. I und Bd. II. München: dtv, 1967. 

Heinz Haueisen, „Auschwitz – eine Herausforderung“, in: Horst Henrichts, Karl Stephan (Hrsg.), Ein Jahrhundert Frankfurter Justiz: Gerichtsgebäude A: 1889-1989. Frankfurt am Main 1989, S. 185-200. 

Joachim Kaiser, „Plädoyer gegen das Auschwitz-Theater“, in: Süddeutsche Zeitung, 4.9.1965. 

Clea Laage, „Auseinandersetzung um gesetzliches Unrecht nach 1945“, in: Redaktion Kritische Justiz (Hrsg.), Die juristische Aufarbeitung des Unrechts-Staats. Baden-Baden: Nomos, 1998, S. 265-297. 

Hermann Langbein, Der Auschwitz-Prozeß. Eine Dokumentation. Bd. 1. Frankfurt am Main: Büchergilde Gutenberg, 1965. 

Bernd Naumann, Auschwitz: Bericht über die Strafsache gegen Mulka u. a. vor dem Schwurgericht Frankfurt. Frankfurt am Main: Fischer, 1968. 

Joachim Perels, „Die Restauration der Rechtslehre nach 1945“, in: Redaktion Kritische Justiz (Hrsg.), Die juristische Aufarbeitung des Unrechts-Staats. Baden-Baden: Nomos, 1998, S. 237-264. 

Gustav Radbruch, „Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht“, in: Süddeutsche Juristenzeitung, Nr. 5, Jg. 1 (1946), S. 105-108. 

Matias Ristic, „Hans Hofmeyer – Widersprüche eines Richters ‚von Format‘ oder: ein Blick auf den Auschwitz-Prozess-Vorsitzenden im Lichte bislang unberücksichtigter Rechtsprechung“, in: Kritische Justiz. Bd. 53 (2020), Nr. 1, S. 98–113. 

Gerhard Werle, Thomas Wandres, Auschwitz vor Gericht: Völkermord und bundesdeutsche Strafjustiz. München: C.H. Beck, 1995. 

Irmtrud Wojak, „Die Verschmelzung von Geschichte und Kriminologie: Historische Gutachten im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozeß“, in: Norbert Frei, Dirk van Laak, Michael Stolleis (Hrsg.), Geschichte vor Gericht: Historiker, Richter und die Suche nach Gerechtigkeit. München: C.H.Beck, 2000, S. 29-45. 

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